Sonntag, 19. September 2010

Neuigkeiten aus PE

Die letzten 2 Wochen verliefen eigentlich ziemlich ruhig. Keine größere Unternehmung und riesen Aktionen standen auf dem Programm.

Unser wöchentliches Leben läuft ziemlich nach demselben Muster ab. Morgens gehen wir an die Uni und verweilen dort ein paar Stunden bis uns die Mittagspause und der Hunger zum Aufhören bewegt. Die Mittagspause wird dann meistens zum Feierabend. Am Freitag hatten wir wieder ein Meeting mit unserem Ingenieur. Wir haben ihm wieder mal ein paar Konzepte vorgestellt und haben ihm ein paar Fragen gestellt bezüglich unserer Weiterarbeit. Er war wiederrum begeistert von unseren Vorschlägen, wie schon oft, und nun dürfen wir nächste Woche am Mittwoch bei einem Meeting einiger GM Ingenieure anwesend sein. Das wird sicher sehr interessant werden.

Letzte Woche war auch ein Professor aus Reutlingen in PE. Mit ihm haben wir uns dienstags getroffen und haben ihm erzählt was wir machen. Er ist für die ganze Südafrika-Praxissemestersache verantwortlich. Wir redeten über anfängliche Probleme, über unser Praktikum und über das Land an sich. Es war also relativ interessant. Er war selber schon längere Zeit hier unten in PE, hat hier Vorlesungen gehalten und kommt eigentlich jedes Jahr mindestens einmal hierher.
Nunja für ihn war es auch ein offenes Geheimnis, dass sich unsere Arbeit in Grenzen hält. Er fragte uns, ob wir denn am nächsten Tag wieder an der Uni in unserem Arbeitsraum anzutreffen wären. Wir sagten natürlich, dass wir jeden Tag da sind. Sein Kommentar: Dann glaub i halt des au no!
Ja er weiß glaub ich, dass wir uns hier nicht überarbeiten.

Ja so gehen die Wochen auch vorüber. Gestern war dann wieder mal etwas Neues angesagt. Wir haben uns Karten für die Cricket Airtel Championsleague gekauft. Hier spielen die besten Cricketmannschaften der Welt gegeneinander. Gestern waren 2 Spiele im St. George´s Park in PE.
Angefangen hat das erste Spiel um 13:30 Uhr.

Wir saßen auf einer Wiese und schauten, dem am Anfang leicht seltsam wirkenden Sport, zu. Nach einiger Zeit verstanden wir die Spielregeln und es war relativ interessant zuzuschauen. Das Spiel ähnelt Baseball, aber es ist dennoch völlig anders. Zu einem Cricketspiel gehört, wie uns gesagt wurde, unbedingt Bier. Das ist so wie man zum Grillen Fleisch braucht! Außerdem wird mit der Zeit das Spiel auch ab und zu langweilig. Eine Mannschaft darf immer 20 Overs Bälle werfen. Pro Over je 6 Bälle. Das heißt eine Mannschaft wirft immer 120 Bälle und dann wird gewechselt. Also ein ziemlich langwieriger Prozess. Das Wetter spielt in den letzten Tagen leider auch nicht mehr so mit und es hat ab und zu leicht angefangen mit Regnen. Um 17:30 Uhr war dann das zweite Spiel an der Reihe. Gegen 8 haben wir uns nachdem sich das Stadion relativ geleert hat auf den Weg zur Tribüne gemacht. Wir hatten zwar keine Karten dafür, aber es war auch niemand der uns kontrolliert hätte. Also verfolgten wir aus dem obersten teil des Stadions den Rest des Spiels. Dies wurde sogar gegen Ende echt spannend weil die Verlängerung über den späteren Sieger entscheiden musste. Gegen 9 Uhr war dann das Spiel entschieden. Wir ruhten uns dann abends von dem harten Tag aus und schliefen erst Mal aus.

Heute war es den ganzen Tag recht bewölkt, ab und an mal ein bisschen Regen. Eigentlich war für heute nichts geplant, aber ein Anruf brachte uns zu einer Unternehmung der besonderen Art.

Andere Deutsche, auch Reutlinger Studenten, die wir kennen haben jemanden kennen gelernt der im Walmer Township in PE lebt. Townships sind Gebiete in denen früher während der Apartheid die schwarze Bevölkerung gelebt hat und heute bestehen diese Gebiete immer noch weiter. Wir sind also zu 6 dort hingefahren und wurden von 2 jungen Männern freudig empfangen.

Bevor ihr nun mitbekommt wie es in einem Township so zugeht, will ich kurz darauf eingehen, was wir davor über Townships gehört hatten. Aus bisherigen Erzählungen wurde uns immer vor solchen Gebieten und den Leuten dort gewarnt. Uns wurde immer abgeraten dort hinzugehen. Also eher alles relativ negative Stimmen.
Ja unsere beiden Führer erzählten uns etwas über die Geschichte des Townships und über die Leute die in den Townships wohnten und immer noch wohnen.

Derzeit leben dort auf rund 4 Quadratkilometern 85 000 Schwarze und Colureds. Unser Führer, ich hab leider seinen Namen vergessen, erklärte uns das Leben im Township und erzählte uns von der „Humanity“ die in so einem Township herrscht. Die „Humanity“ , Menschlichkeit, sagt aus, dass jeder dem anderen hilft wenn er irgendwelche Probleme hat. Fehlt jemand zum Beispiel Salz zum Kochen hilft ihm der Nachbar aus der noch Salz übrig hat. Das Leben ist wie das Leben in einer einzigen großen Familie, jeder kennt jeden und hilft Jedem. Sie führten uns in Walmer Airport Valley, den am Schlechtesten ausgebauten Teil des Townships. Kein fließend Wasser, legal kein Strom, nur illegal über irgendwelche alten Kabelleitungen verlegt. Alle Bewohner von 3 langen Straßen müssen sich Wasser an einer einzigen Pumpstation holen und in Eimern in ihre Hütten transportieren. Die Hütten sind meist aus Wellblechen und einfachen Holzpallisaden aufgebaut. Im Inneren ,wir durften uns 2 Hütten von innen ansehen, befindet sich so das nötigste was man zum Überleben braucht, ein Bett eine kleine Küche mit einem Paraffinbrenner und ein kleines Sofa. Und dass alles auf vielleicht 12 Quadratmetern.

Mittlerweile, nach dem Ende der Apartheid in den 90er Jahren wurden von der Regierung die Townships „renoviert“ und unterstützt. Es gibt mittlerweile Schulen im Township und die Regierung baut neue Häuser. Diese Häuser sind vom Standard doch weit besser, als die selber gebauten Hütten.

Bei unserer Tour hat uns jeder der uns gesehen hat freundlich begrüßt, die Kinder kamen hergerannt und wollten ein Foto machen. Also alles in allem genau das Gegenteil dessen, was uns zuvor so zu Ohren gekommen ist.
Nach 2 Stunden war dann die Tour zu Ende und wir haben so einen Eindruck bekommen wie das Leben in den Townships früher war und wie es jetzt ist.

Es war sehr beeindruckend, wie Leute so zufrieden sein können, in doch so schlechten Wohn und Lebensverhältnissen. Wie Leute so freundlich sein können gegenüber Weißen, die sie Jahrelang unterdrückt haben und viel besser leben wie Sie. Das hat mich schon richtig beeindruckt. Es ist halt ein völlig anderes Bild nochmal von Südafrika, aber ich bin froh auch mal dieses Bild gesehen zu haben. Denn auch Townships und ihre Bewohner gehören zu Südafrika und zu dem Leben hier.

Ich kann jedem nur empfehlen, der mal die Gelegenheit zu so einer Tour bekommen sollte, macht sie mit!

Somit ging für mich ein erlebnisreicher Tag zu Ende!

Ich wünsch euch Allen ne schöne Woche!

Liebs Grüßle Hops

Dienstag, 7. September 2010

Ereignisreiches Wochenende in Bloemfontein und Umgebung

Man kommt doch schon manchmal auf verrückte Ideen, wenn man in einem fremden Land unterwegs ist.

Gerade findet der TRI Nations Cup im Rugby statt bei dem duellieren sich die Nationalmannschaften Südafrikas, Neuseelands und Australiens. Die Springboks, die All Blacks und die Wallabies.

An den letzten Wochenende waren wir immer im Boardwalk in PE und haben uns dort die Spiele auf Großleinwand angeschaut.

Letzte Woche sind wir spontan auf die Idee gekommen übers Wochenende nach Bloemfontein zum Spiel Südafrika gegen Australien zu fahren. Wir haben noch kurzfristig Karten organisiert und haben uns am Freitag um 6:30 Uhr mit leichter südafrikanischer Verspätung auf die Reise gemacht.

Die Hinfahrt war eigentlich echt interessant, die Landschaft war recht karg aber dennoch schön, leider war es ca. 6 h die gleiche Landschaft. Nach einigen Baustellen an denen man mal 15 Minuten warten musste und einigen dreispurigen Überholvorgängen auf eigentlich 2 spurigen Fahrbahnen sind wir so gegen kurz nach 13 Uhr in Bloemfontein angekommen. Wir haben dann mal unseren Reiseführer zu Hand genommen und haben gelesen was Bloemfontein so zu bieten hat.

1 Sehenswürdigkeit: Der Rosen Garten mit über 4000 verschiedenen Rosenarten, naja wir haben halt erst am Eingang bemerkt, dass hier gerade erst der Frühling anfängt und deshalb keine Blumen blühen.

2. Sehenswürdigkeit: Ein Tierpark mitten in der Stadt wo Tiere frei herumlaufen.
Diesen haben wir dann mit unseren guten navigatorischen Fähigkeiten nach kurzer Irrfahrt aufgefunden. Nach ner halben Stunde und keinem Tier haben wir mal andere Leute gefragt ob wir überhaupt richtig sind. Die Antwort war ja! Leider haben wir nur Vögel gesehen. Das einzig erfolgreiche daran war der gute Ausblich auf ganz Bloemfontein.

Ja somit war unser Tag auch zu Ende und wir machten uns auf die Suche nach einem Backpacker. Der Ausflug war ja spontan deshalb haben wir nichts vorgebucht.
Wir hatten Glück und bekamen im ersten und einzigen Backpacker, das wir aus einem Buch kannten, die letzten 4 Betten. Die Besitzerin sagte uns, dass bei Rugbyspielen immer alles bis aus letzte Bett ausgebucht sei. Nunja wir hatten halt Glück!
Am Abend machten wir uns nach kurzem Powerschlaf noch ein bisschen auf die Socken und haben das Nachtleben von Bloemfontein aufgesucht. Gegen 12 Uhr war dann aber doch Zapfenstreich und wir mussten uns vom harten Tag ausruhen.

Samstags haben wir beschlossen die restlichen Sehenswürdigkeiten Bloemfonteins außer Acht zu lassen und haben uns nochmals ein paar Kilometer ins Auto gehockt und sind nach Kimberley gefahren.

Kimberly ist für den Diamantenabbau in den vergangen Jahrhunderten bekannt und besitzt das BIG HOLE (Großes Loch). Es wurde nur durch einfache Werkzeuge und Menschenhand ausgehoben und ist 800 Meter tief und hat einen Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Nach einem kurzen Rundgang durch die Räume mit dem geschichtlichen Geschehen und einem kurzen Film haben wir uns dann das große Loch angeschaut. Das Loch ist mittlerweile nicht mehr 800 Meter tief, es sind wieder Gesteinsmassen ins Loch geplumpst. Aber dennoch wars ein ziemlich großes Loch für rein Handarbeit. Nebenan war noch die Stadt nachgebaut wie sie um die Hoch-Zeit des Diamantenabbaus aussah.

Um rechtzeitig zum Spiel zurück zu sein haben wir uns dann bald wieder auf den Rückweg gemacht. Um 3 Uhr waren wir am Stadion und es steppte der Bär. Sowas hab ich echt noch nie gesehn. Hunderte von Autos und Leuten ums Stadion verteilt auf den Straßen und Parkplätzen und alle hatten ihren Grill dabei. Überall roch man die Boerwoers, die afrikaansche Grillwurst, und sah man den Grill rauchen. Natürlich floss auch Alkohol in rauhen Mengen.

Nach einer Umrundung des Stadions und nem Bierchen vorm Anpfiff haben wir uns rechtzeitig zum Kick OFF um 5 Uhr ins Stadion begeben. Unsere Plätze waren in der 5 oder 6 Reihe, das heißt beste Aussicht auf das Geschehen.

Und dann gings los. Das Stadion bebte und während der südafrikanische Nationalhymne sang glaub ich jeder der über 40000 Zuschauer mit außer uns 4 Deutschen, die sie leider nicht auswendig können. Eine Stimmung wie man sie mit Worten einfach nicht beschreiben kann!

Ja das Spiel an sich war auch echt spannend, Australien hat in der ersten Halbzeit schon mit 31:6 geführt. In der 2ten Halbzeit hat dann Südafrika den Turbo aufgedreht und führte mit 33:31. Bis zur letztem Minute führte Südafrika mit 39:38 dann jedoch entschied der Schiedsrichter auf penalty kick (Strafstoß) gegen Südafrika und Australien hat mit einem sehenswerten Weitschuss durch die Stangen die Partie in letzter Sekunde noch mit 41:39 gewonnen.

Wir blieben noch einige Minuten nach Spielende sitzen und waren so ziemlich die Letzten die aus dem Stadion gingen. Wir suchten unser Auto auf und kämpften uns durchs Verkehrschaos zurück in unser Backpacker. Wir entschieden einen kurzen Powernapp einzulegen und haben den Wecker au 10 Uhr gestellt um uns noch ins Nachtleben zu stürzen. Das ging aber nach hinten los und wir sind erst wieder um 12 Uhr aufgewacht. Dann haben wir uns noch ein wenig unterhalten und sind auf die tolle Idee gekommen, dass wir anstatt zu feiern noch ein wenig durch die nächtlichen Straßen von Bloemfontein fahren könnten. Gesagt , getan! Nach ner schönen Stadtrundfahrt sind wir dann um kurz nach 2 ins Bett gegangen.

Sonntags entschieden wir uns nach einem Frühstück bei einem Fastfoodrestaurant, die unsere Versorgung das Wochenende über waren, uns gleich auf den Heimweg zu machen.
Wir fuhren also los und machten nach 450 km Halt im Mountain Zebra Nationalpark der direkt neben der Autobahn lag.

Wir sahen dort Springböcke, andere Bockarten, Zebras und Affen. Leider kein Nashorn, kein Büffel und auch kein Gepard. Aber landschaftlich wars doch recht interessant, die Route die wir gefahren sind ging anfangs ziemlich den Berg hoch und unser Kellogsauto hats fast nicht gepackt. (Das Auto haben wir uns übers Wochenende gemietet.)

Um kurz vor 5 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht die restlichen 250 km zu fahren.
Die letze Stunde sind wir dann auch in der Dunkelheit gefahren, was hier nicht so empfohlen wird, weil doch ab und zu mal ein Tier auf der Straße stehen kann. Passiert ist aber nichts!

Ein ereignisreiches Spontanwochenende mit viel Spass!

Also dann schöne Woche!

Gruß Hops/Tobi


PS: Bilder werden nachgereicht!